Welchen Anteil hat der Mensch am Klimawandel?

  • Wer schon einmal auf einer Baustelle war, weiß: Beton ist überall. Er ist stabil, günstig und hält einiges aus. ABER...

Aber leider hat er auch eine Kehrseite – bei der Herstellung wird sehr viel CO₂ ausgestoßen. Und das ist schlecht fürs Klima. Deshalb freuen wir uns bei der Gemeinwohl-Ökonomie Vorarlberg sehr, dass es bereits Alternativen gibt. Zum Beispiel: Carbonbeton.


Was ist Carbonbeton überhaupt?


Normalerweise wird Stahl als Bewehrung in Beton verwendet, damit das Ganze stabil bleibt. Bei Carbonbeton nimmt man stattdessen Kohlenstofffasern – die sind leichter, rosten nicht und sind trotzdem superstark.


Die hochtragende, nichtrostende Bewehrung aus Kohlenstofffasern lässt eine Lebensdauer erwarten, die weit über den heutigen Konstruktionen aus Stahlbeton liegt und stellt somit eine klimaneutrale Alternative im Bauwesen dar. Das Bauen mit Carbonbeton steht weiterhin für geringe Kosten bei Instandhaltungen über den gesamten Lebenszyklus eines Bauwerkes, das Einsparen von Rohstoffen um bis zu 80 %, die Reduktion der CO2-Emmission ebenfalls um bis zu 80 % sowie eine filigrane Gestaltung im Betonbau.Carbonbeton schont Ressourcen, spart CO₂ und ermöglicht eine langlebige Bauweise.

Carbonbeton wird heute schon erfolgreich eingesetzt.

In Deutschland z.B gibt es inzwischen über 170 Bauwerke, bei denen diese klimafreundliche Bauweise verwendet wurde – von Brücken bis zu Fassaden und sogar Parkhäusern.

Bild der Brücke von Röfix im Bregenzerwald

Auch in Vorarlberg wurde 2022 zum ersten Mal Textilbeton bzw. Carbonbeton bei der Betoninstandsetzung eingesetzt – und zwar von der Firma RÖFIX.


In einem Pilotprojekt zur Verstärkung der Betonkonstruktion einer

Brücke im Bregenzerwald wurde erstmals in Österreich Textilbeton

eingesetzt.

Dem gingen jahrelange Forschungs-und Entwicklungsarbeit der Universität Innsbruck mit dem Vorarlberger Baustoffhersteller RÖFIX und der Firma Texible aus Dornbrin voraus und das Produkt „Textilbeton“

wurde so zur Marktreife gebracht.


Im Mai 2022 startete die umfangreiche Instandsetzung der Krumbachbrücke im Bregenzerwald. RÖFIX liefert für das Sanierungsprojekt rund 100 Tonnen Nassspritzreparaturmörtel und die Firma Texible ca. 6.600 m2 gesticktes Textilgewebe.


Durch den Vorteil, dass bei Carbonbeton weniger Material notwendig ist, hat die sanierte Brücke den Vorteil, dass sie weniger zusätzliches Gewicht tragen muss als bei einer üblichen Ausführung. Mit nur etwa 3 cm Textilbeton können fast die gleichen Festigkeitswerte erreicht werden wie bei 10 bis 12 cm herkömmlich bewehrtem Beton. Dadurch ließen sich auch erhebliche Transportkosten und CO2-Emissionen vermeiden.


„Das bei der Sanierung der Krumbachbrücke verwendete Textilgewebe stammt aus Vorarlberg. Der große Vorteil liegt darin, dass das Material gleich bei der Produktion in der richtigen Größe und Dimension vorbereitet werden kann.“


Philipp Hofer, Vertriebsmitarbeiter am RÖFIX Standort Röthis

Das Besondere: Carbonbeton lässt sich recyceln.

Nicht zu 100 % perfekt, aber deutlich besser als herkömmlicher Stahlbeton. Und genau da zeigt sich die Richtung, in die es gehen muss: Weg von der Wegwerf-Mentalität, hin zur Kreislaufwirtschaft.

Beim deutschen C3 Verband gibt es bereits einen durchdachten Ablauf – siehe Bild.


Natürlich gibt’s auch Fragen: Woher kommen die Fasern? Wie sauber ist die Produktion wirklich?

Zum Beispiel werden zur Herstellung der Kohlenstofffasern bisher meist

noch Erdöl genutzt – da es momentan preiswert und im Vergleich zu den

benötigten Mengen hinreichend verfügbar ist. In Zukunft wird die

Herstellung der Kohlenstofffasern beispielsweise auf Grundlage des

nachwachsenden Rohstoffes Lignin (Holzabfallprodukt aus der

Papierherstellung) oder durch das Extrahieren von CO2 aus der Luft erfolgen können.

Fotocredit-C3-Carbon
Klimawandel

Michael Trapp

Autor diese Beitrages

Treibhausgase, hauptsächlich Kohlendioxid (CO2), erwärmen die Erdatmosphäre, weil sie die Infrarotstrahlung der Sonne absorbieren, und so das Leben auf der Erde erst ermöglichen.

Ohne Treibhausgase läge die Durchschnittstemperatur auf dem Planeten bei minus 18°C.

Seit Anfang des 19. Jahrhunderts

nutzt der Mensch fossile Energieträger. Bei deren Verbrennung entstehen überwiegend Wasser und CO2. Letzteres verstärkt die wärmeisolierende Wirkung der Atmosphäre für viele tausend Jahre , weil es nicht schnell genug von den natürlichen Erdsystemen verarbeitet werden kann.

Abb. 1 Hydrosphäre und Biosphäre sind mit der Absorption von CO2 überlastet. Es verbleibt zunehmend mehr CO2 in der Atmosphäre.

2023

emittierte die Menschheit ~37 Gt CO2 (1 Gt = 1 Milliarde Tonnen), das sind 1,1 % mehr als 20221. Berücksichtigt man auch andere vom Menschen emittierte Treibhausgase, indem man die Menge eines Treibhausgases in die entsprechende Menge CO2 umrechnet, die über einen gegebenen Zeitraum dieselbe Erwärmung bewirkt, sogenannte "CO2-Äquivavente", kommt man auf auf ~53 Gt CO2e* pro Jahr2.

Das vom Menschen emittierte CO2 verbleibt zu fast 50% in der Atmosphäre und zu etwa einem Viertel wird es von den Ozeanen aufgenommen (Abb. 1). Derzeit befinden sich ~1,100 Gt CO2 mehr in der Atmosphäre als vor der Industrialisierung (dies entspricht einem Anstieg von 280ppm auf 422ppm** CO2. Da die Lufttemperatur parallel zur atmosphärischen CO2-Konzentration ansteigt, hat sich die Erdoberfläche bis heute um mehr als 1°C erwärmt.

Der Klimawandel ist aber nur eine Folge der emittierten Treibhausgase, denn die Erdatmosphäre hat Kontakt zu allen anderen Erdsystemen, der Hydrosphäre/Oceane, Pedosphäre/Erdboden, Krysphäre/gefrorenes Wasser, Lithosphäre/Gesteinsschicht, Biosphäre/Raum in dem Lebewesen vorkommen.

2

UN Climate Reports

https://www.un.org/en/climatehange/reports

**

ppm = part per million; 422 ppm entsprechen 0,0422 Volumenprozent CO2